Wir sind in Kaliningrad! Wie geplant brechen wir am Freitag um kurz nach vier in Danzig auf. Wir erkundigen uns über Funk, ob wir hier in Danzig ausklarieren müssen. Die polnische Coastguard war zu der frühen Stunde noch nicht der englischen Sprache mächtig, aber der Pilot hat uns freundlich geholfen und die Coastguard auf polnisch gerufen. Leider mussten wir eine Stunde auf die Beamten warten und das in mitten von Anglern. Naja, es gibt Schlimmeres. Die zunächst recht streng wirkenden Beamten erwiesen sich als äußerst freundlich und zuvorkommend. Einer nahm unter Deck Platz, freute sich über die schon ausgefüllte Crewliste (IMO kommt immer gut an) und stellte nur wenige Fragen - was war der erste Hafen in Polen, wie lange sind Sie schon in Polen, was ist Ihr nächster Hafen, haben Sie Waffen an Bord.
Dann geht es schnell weiter, denn wir haben noch einige Meilen vor uns bis Kaliningrad und dort wartet Thoralf auf uns. Das Ablegen ist schwieriger als gedacht, die Angler angeln unbeirrt weiter und holen ihre Angeln natürlich nicht ein….Wir setzen Groß und Fock und segeln bei leichten Winden gen Baltijsk. Leider geht der Wind im Laufe des Tages ganz zur Neige, so dass wir auch den Motor zur Hilfe nehmen müssen. Am späten Nachmittag laufen wir in Baltijsk ein und fahren an die Pier 81 zum "Einchecken". Nach kurzer Zeit kommen drei Beamter, Grenzkontrolle und Zoll, und machen es sich im Salon gemütlich. Es werden die Pässe mit Visa kontrolliert, drei Crewlisten eingesammelt ebenso die Kopie des internationalen Bootsscheines und wir müssen noch zwei Papiere ausfüllen (die Immigration-Card und die Zoll Deklaration). Alles nichts Wildes, es ist nur ein wenig Papierkram und die Zoll-Deklaration darf dann auch gleich dreimal ausgefüllt werden. Aber Übung macht den Meister und dann geht es auch recht schnell. Die Immigration-Card ist zudem auch auf englisch, so dass das Ausfüllen kein Problem darstellt. Bei der Zoll Deklaration hilft der Beamte und damit ist auch das Formular kein Problem. Kurz werden noch einige Stauräume und Backskisten angesehen - aber nur mit einem flüchtigen Blick von oben und dann kommt auch schon ein freundliches "Welcome in Russia". Alles in allem war es eine sehr freundliche, zügige Kontrolle, an einer Pier, die auch für kleine Schiffe gut geeignet ist - provisorisch, aber gut. Keine große Kaimauer oder Spundwand, sondern eine kleine Pier aus Holz. Tiefgang ist im Becken mit 3,5m auch mehr als ausreichend vorhanden.
Für uns geht es weiter den Kanal entlang bis nach Kaliningrad. Hier darf leider nicht gesegelt werden - schade, der Wind würde gut passen. Denn, wie sollte es anders sein, ist der Wind wiedergekommen als wir kurz vor Baltijsk waren. So motoren wir die fast 20 Seemeilen bis nach Kaliningrad. Ein spannendes Unterfangen ist doch der Kanal einerseits landschaftlich total schön, andererseits entdecken wir viel Industrie und Bauruninen aus alten Zeiten. Es ist eine spannende Mischung und wir sind froh das alles mit den letzten Sonnenstrahlen des Tages noch entdecken zu können. Wir fahren an der Sedov vorbei, dem größten noch segelnden Schiff der Welt, vorbei.
Wir stehen die ganze Zeit in Kontakt mit Thoralf, der uns genau beschreibt, wo wir einen Liegeplatz finden. Wir sollen in die Fishboat Marina in der Stadt. Im Kaliningrader Yachtclub wird derzeit gebaut und es gibt schon Schwierigkeiten die eigenen Boote unterzubringen, da die Hälfte des Hafens aufgrund der Bauarbeiten unbenutzbar ist. So fahren wir an Werften, Kränen und Speichern vorbei und kommen an die Marina, wo bereits ein Mitarbeiter auf uns warten und uns einen Liegeplatz zuweist und die Leinen entgegen nimmt. Welcome in Kaliningrad! Thoralf kommt wenige Minuten später mit seiner Frau zur Begrüßung vorbei! Toll! Wir sind glücklich und freuen uns auf einige Tage in Kaliningrad!
