Wir waren ja fast am überlegen, ob wir nicht unseren Segelsommer umbenennen müssten. Bisher ist er verdammt untierisch abgelaufen. Weder in der heimischen westlichen Ostsee noch irgendwo sonst haben wir Schweinswale oder Robben gesehen. Davor hatten uns die Schweinswalforscher zwar schon gewarnt, doch irgendwie hatten wir immer das Gefühl, dass alle anderen Segler Schweinswale oder Robben sehen, nur wir nicht. Also spielten wir schon mit dem Gedanken aus dem tierischen Segelsommer einen untierischen Segelherbst zu machen. Diese Gedanken haben wir nun aber erst einmal verworfen. Die letzten zwei Tage waren bei uns wirklich tierisch. Auf dem Weg von Jusviken (nördlich von Härnösand) nach Skatan, da geschah es! Zunächst dachte Silja es wäre etwas von Bord gefallen, ein schwarzes rundes Etwas schwamm auf dem Wasser. Doch dann bewegte es sich! Eine Kegelrobbe. Sie schaute immer wieder hinter uns her. Tauchte ab und wieder auf. Wir waren total fasziniert und ehe wir auf die Idee kamen eine Kamera herauszuholen, war die Robbe auch schon so weit entfernt, dass sie auf dem Foto nur noch einen schwarzen Punkt abgibt. Naja, egal. Im Laufe des Tages schnaufte es dann noch mal am Heck. Und da war die nächste - oder vielleicht auch die gleiche Robbe, die ein wenig spitzbübisch zu uns hoch schaute. Man könnte denken, sie wolle sagen: hej, was macht ihr hier in meinen Revier!? Das war ein wunderschönes Erlebnis und wir beide waren total glücklich! Bei leichten Winden ging es weiter - natürlich kreuzender Weise - nach Skatan. Auf dem Weg trafen wir mal wieder die Schweden mit ihrer Beneteau 35. Und wieder einmal gab es ein Match auf dem Wasser, welches wir wieder für uns entscheiden konnten. Wir trafen uns abends in Skatan wieder. Skatan ist ein niedliches kleines Fischerdorf, das erst seit acht Jahren wieder von Seglern angelaufen werden kann. Denn durch die Landhebung war es nicht mehr möglich diesen Hafen anzulaufen. Doch vor acht Jahren machte man sich die Mühe und baggerte das Fahrwasser aus und so ist Skatan wieder ein gern angelaufener Hafen. Wir merken deutlich, dass hier die Saison zu ende geht. Der Hafenmeister begrüßt uns freundlich, wir dürfen sogar längsseits liegen. Normaler Weise wird hier mit Heckanker angelegt. Doch neben den Schweden gibt es keine weiteren Gäste und so haben wir den Gästesteg fast für uns alleine. Gleiches gilt für die Sauna. Da wir hier eh für Duschen und Sauna zusammen zahlen müssen, gönnen wir uns zwei abendliche Saunagänge. Direkt nebenan finden wir ein nettes Restaurant. Und dann gibt es noch eine legendäre Räucherei in Skatan. Dort nehmen wir Lachs und ein paar geräucherte Scampis für unterwegs mit.
Heute am Montag lassen wir es segeltechnisch ein wenig ruhiger angehen. Seit dreizehn Tagen sind wir jeden Tag auf dem Wasser. Daher entscheiden wir uns heute mit 16 Seemeilen nur einen kurzen Schlag nach Mellanfjärden zurückzulegen. Zunächst ist Flaute, dann kommt wieder eine leichte Seabreeze auf - natürlich aus südöstlichen Richtungen. Aber egal, inzwischen kreuzen wir ja gerne;-) Und auch heute begegnet uns wieder eine Kegelrobbe - wieder sehen wir nur ihren Kopf, aber immerhin, er linst uns neugierig an. Auch Mellanfjärden ist ein kleines Fischerdorf, die Anfahrt nicht ganz so idyllisch wie nach Skatan. Der Gästesteg ist wieder einmal direkt an einem Restaurant, wir finden einen Mini-Supermarkt - vielleicht besser kleiner Tante-Emma-Laden, ein Hotel, einen Fischladen (der montags zu hat - und heute ist Montag), ein Theater (das auch zu hat) und eine Butik bzw. Laden in dem Souvenirs und Handwerksarbeiten verkauft werden. Wir machen nach dem Anlegen einen kurzen Rundgang und gönnen uns dann erst einmal ein leckeres Eis und Jan dazu noch einen langersehnten Latte Macchiato. Ansonsten sind wir heute Nachmittag faul, gönnen uns ein Nickerchen, lesen und schreiben mal wieder einen Bericht.
Morgen soll es weiter gehen - wieder bei vorhergesagten leichten Winden - vermutlich nach Hölick. Am Mittwoch Abend wollen wir in Söderhamn sein, denn ab Donnerstag sind wir zu dritt unterwegs: Thorsten kommt. Da freuen wir uns schon riesig drauf, dann geht es nämlich über die Alands nach Stockholm.
