Nach einem Tag Pause haben wir uns auf den Weg nach Ustka gemacht. Die Wetterbedingungen sprachen zwar nicht so ganz für sich, aber wir wollten Jans Vater, der bei uns ab heute Abend zu Gast ist, auch am vereinbarten Hafen abholen - und ein noch wichtigerer Grund ist das umfangreiche Sperrgebiet zwischen Darlowo und Ustka. Das hätte uns einen Umweg von mindestens 20 Seemeilen bescherrt.
Also laufen wir aus, bei nordwestlichen Winden, angesagt sind 17 bis 18 Knoten in Böen bis zu 23 Knoten. Als wir Kolberg verlassen werden wir direkt von einer nicht ganz kleinen Welle begrüßt, gepaart mit Winden zwischen 25 und 29 Knoten. Mmh, das hatten wir uns mal wieder anders vorgestellt. Es wird ein feuchter und harter Ritt nach Ustka - 56 Seemeilen müssen wir unter diesen Bedingungen schaffen. Wir verzichten auf Essen und Trinken, dafür aber gibt es salzige, kühle Duschen im Zehn-Minuten-Takt. Kurz vor Ustka geht der Wind gnädiger Weise runter und es sind unter 20 Knoten als wir Ustka erreichen. Doch wohin? Der als ruhig angekündigte Fischereihafen ist erstens mehr als voll und zweitens alles andere als ruhig. Wir gehen an den Slupski-Kai, der auch für Yachten ausgewiesen ist. Doch der Swell, der in den Hafen steht, ist unerträglich. Hier können wir nicht bleiben. Wir suchen nach einem Ansprechpartner - aber leider vergebens. Nach einem kurzen Rundgang beschließen wir aufzubrechen - irgendwo andershin, nur weg. Dann auf einmal aus dem Nichts taucht "Bosman" auf - so werden auf polnisch die Hafenmeister genannt. Er gibt uns den Tipp und sagt, zur Not geht ihr in die Werft. Dort finden wir ein ansatzweise ruhiges Plätzchen. Wir müssen nur noch den Wachmann überzeugen, dass wir bleiben dürfen. Dieser wehrt sich zunächst, sagt wir müssten weg, in ein Hotel... Silja versucht es mit weiblichen Charme und drückt ein wenig auf die Tränendrüse, aber er bleibt hart. Bis er sich unser Schiff zeigen lässt, ab da ist alles kein Problem - sogar die Werftarbeiterduschen stehen für uns offen und Strom gibt es zumindest nachts auch. Aber ansonsten gibt es nichts.
Nach einer fast ruhigen Nacht erkunden wir Ustka. An sich ein nettes Örtchen, doch auch hier herrscht noch Winterschlaf. Außerdem weht wieder mal ein eisiger, frischer Wind. Wir hangeln uns von einem Cafe zum Internetcafe und Supermarkt und machen dann klar Schiff. So kann kein Besuch kommen... Wir hoffen nur, das wir noch eine weitere Nacht in der Werft bleiben dürfen, denn der Swell im Hafen ist immer noch nicht zurück gegangen.
Morgen sind südliche Winde zwischen 10 und 15 Knoten angesagt, dann wollen wir direkt weiter nach Leba - dort soll es wieder eine richtige Marina geben, mit allem drum und dran. Wir sind gespannt und hoffen, dass dort schon geöffnet ist...
Ein paar Bilder der vergangenen Tage aus Dziwnow und Kolberg sollen euch einen kleinen Eindruck unseres bisherigen Aufenthalts in Polen vermitteln.
