Der Wind weht nach wie vor aus Nordost und da wir natürlich nach Nordosten wollen, verspüren wir nur wenig Lust den wenn gleich auch etwas unruhigen Hafen zu verlassen. Den gestrigen Abend haben wir nach einem gemeinsamen Abendessen mit Gudrun und Gert im Clubhaus an Bord der Gerrun verbracht, wo wir uns den Wohn- und Lebenskomfort einer Sirius-Yacht haben zeigen lassen. Nebenbei haben wir dann noch eine einheimische Yacht "gerettet". Es war die einzige Vorleine gerissen und dass bei dem recht kräftigen Ostwind, der wie gesagt für einen unruhigen Hafen sorgt. Nach getaner Arbeit gab es noch ein kurzes Pläuschen an Bord der Gerrun. So konnten wir auch die Geschichte des Yachtclubs und der Grand Holm Marina erfahren. Im Törnführer von Jörn Heinrich hatten wir nur gelesen, dass der Hafenmeister der Grand Holm Marina unhöflich sein sollte und im Hafenhandbuch stand, dass die Marina nicht bewirtschaftet wird. Wir finden, dass das Yachtclub-Gebäude optisch viel ansprechender ist. Und als wir erfuhren, dass die Besitzer der Grand Holm Marina die Stege derart weit ins Wasser rausgelegt haben, dass man aufgrund der geringen Wassertiefe kaum noch zum Yachtclub kommt - sie wollten dem Yachtclub quasi den Weg abschneiden - sind wir froh, dass wir hier sind. Die Zufahrt ist zugegebener Maßen doch extrem schmal an dem Steg der Grand Holm Marina vorbei (vielleicht 5 Meter breit), aber zum Glück sind wir weder breit noch tief.

Am heutigen Mittwoch haben wir uns in aller Ruhe Haapsalu angesehen. Mit den Fahrrädern sind wir durch den Kurort gecruist, der im Sommer zu Estlands Musikhauptstadt wird. Wir schauen uns die 1260-1270 erbaute Bischofsburg an. Ein beeindruckendes Gebäude mit viel Grün im Innern und sogar einem großen Kinderspielplatz. Wir erfahren von der "weißen Dame": in der Kleidung eines Chorjungen brachte man die Gebliebte des Domherren in die Burg. Das Betreten der Burg war allen Frauen untersagt und wurde mit der Todesstrafe geahndet. Als das Geheimnis gelüftet wurde, mauerte man die Geliebte lebendig in die Wand der Kapelle ein. Und die Fenster der Kapelle sind so platziert, dass bei Vollmond im mittleren Seitenfenster der Schatten einer Frauensilhouette erscheint - die weiße Dame. Natürlich müssen wir uns auch den Bahnhof mit seinem 216m langen, überdachten Bahnsteig ansehen. Hier kam früher der Zar direkt aus St. Petersburg an - entsprechend ausgefallen musste der Bahnhof auch sein. An der Promenade entdecken wir das 1898 erbaute Kurhaus - es ist Estlands einziges, das original erhalten ist. Wir erfahren, dass auch Peter Tschaikowsky die Schlammbäder in Haapsalu genoss. Auf die Schlammbäder verzichten wir, stattdessen gibt es bei uns lecker Kaffee und Kakao und ein Stück estnischen Kuchen.