Wir haben uns hier wirklich wohlgefühlt, aber wir wollen weiter und so ruhig war nun unser Liegeplatz auch nicht. Wir verlassen den Yachtclub wieder über die schmale Passage und machen uns auf nach Dirhami. Trotz des Ruhetages sind wir beide ein wenig k.o. und so reagieren wir auch kaum als der Wind mal wieder von vorne kommt. Es sind bis Dirhami nur 20 Seemeilen und da uns im freien Wasser ein so eisiger Wind entgegen weht, dass Silja sich wieder komplett vermummt, verzichten wir auf ewig langes Kreuzen und lassen ausnahmsweise mal das Segeln sein und fahren unter Motor direkt nach Dirhami. Dirhami ist ein netter, beschaulicher Hafen. Der freundliche Hafenmeister nimmt uns die Leinen ab und begrüßt uns sogar mit einigen deutschen Sätzen. Wir liegen an einem Schwimmsteg, sogar relativ ruhig, haben Strom und auch Wasser. Duschen und WC gibt es auch - wenn gleich in einem Container, da an dem neuen Sanitärgebäude gerade gebaut wird - es stehen die Grundmauern. Im Hafen selbst wird auch fleißig gebaut, eine riesige Halle entsteht, der ausgebaggerte Sand wird in einen LKW verladen und auch die Hütte vom Hafenmeister scheint noch recht unfertig zu sein. Hier steht der Computer neben dem Zapfhahn und der Gefriertruhe. Auf jeden Fall ist es hier richtig schön, der Strand ist toll und wir liegen mitten in dieser Idylle. Wir sind auch einziges Segelschiff, denn die Gerrun und die Florentine sind schon wieder weg.
Wir machen einen kurzen Gang durch den Ort, den man allerdings eher suchen muss. Denn es handelt sich um eine Aneinanderreihung einiger weniger Häuser. Immerhin, es gibt einen Tante-Emma-Supermarkt und der Hafen hat sogar eine Tankstelle für Diesel und Benzin! Wir verziehen uns schnell an den Strand, genießen die Sonne und die Ruhe und schmeißen dann einmal wieder den Grill an. Es gibt estnische Würstchen mit Salat und gegrillten Zucchini mit Käse - sehr lecker. Und dazu gibt es zur Feier des Tages ein Bier aus Königsberg! Denken wir doch gerne an die Zeit in Kaliningrad zurück und planen in Gedanken schon ein wenig unseren Trip nach St. Petersburg.

Früh brechen wir auf nach Tallinn. Zunächst ist kein Wind, daher gibt es erst einmal Frühstück an Bord. Der Wind kommt im Laufe des Vormittages (natürlich von hinten) und wird dann ein wenig mehr, so dass wir nur unter Genaker zügig nach Tallinn kommen. Die Sonne scheint, es ist angenehm warm und an sich könnten wir ganz entspannt sein. Aber irgendetwas liegt in der Luft. Wir warten die zahlreichen Kreuzfahrer und Fähren ab und laufen in den neuen Hafen in Tallinn ein, die Old City Marina. Schon beim Einlaufen entdecken wir den Jahrmarkt. Ach ja, es ist zwar ein wenig lauter, aber dafür erwartet uns jeglicher Komfort einer Großstadt. Tja, so denken wir. In der Marina selbst sind noch zahlreiche freie Plätze, wir entdecken auch die Florentine und diskutieren gerade welchen Platz wir nehmen, als der Hafenmeister lautstark verkündet, dass wir hier nicht erwünscht sind. Wir versuchen noch mit ihm zu diskutieren, dass wir auch gut, bei einer anderen Yacht längsseits gehen könnten, aber er lässt nicht mit sich diskutieren: go away, go to Pirita. Na toll, das war's mit dem Jahrmarkt und dem Komfort. Wir motoren nach Pirita, wo man für Gästeyachten unruhige Plätze bereithält, obwohl der Hafen durchaus auch sehr, sehr ruhige Liegeplätze zu bieten hat. Von den sanitären Einrichtungen sprechen wir an dieser Stelle lieber nicht (einmal duschen 3 Euro...). Eine Waschmaschine gibt es, einen Trockner nicht. Aber das macht auch nichts, denn drei Waschmaschinenfüllungen finden ganz unproblematisch auch Platz bei uns an Bord zum Trocknen... Immerhin es gibt eine Tankstelle. Und einen netten Hafenmeister, der uns sogar Tipps zu Tallinn geben möchte und bemüht ist, dass wir ins Internet kommen. Denn es gibt hier im Hafen zwar unzählige WLAN Netze, aber keines funktioniert. Als wir aus seinem Bürocontainer gehen und uns auf Estnisch bedanken, klärt er uns auf, was dies auf russisch heißt und macht uns damit direkt klar, dass er kein Este ist, sondern ein Russe. Ah ja. Naja, für uns reicht es für heute - wir sind bedient und hoffen einfach, dass wir morgen auf ein paar Esten treffen, die ein klein wenig freundlicher sind und dass der Wind nicht auffrischt, denn dann war es das mit dem ruhigen Liegeplatz.