In Kopenhagen blieben wir dann doch länger als gedacht, doch das Wetter sorgte nun wirklich nicht dafür uns auf das Wasser herauszulocken. So genossen wir auch noch den Samstag in Kopenhagen: Einkaufen, zwischen den Schauern in ein Cafe huschen oder aus der Konditorei um die Ecke noch schnell ein paar Leckereien kaufen. Gen Abend beruhigte sich das Wetter und wir schlenderten noch einmal am Wasser entlang nach Nyhavn und Schloss Amalienborg, durch die Einkaufsstraße zurück nach Christianshavn. Dort fanden wir Tinos Pizzeria, wo wir für angemessene Preise drei leckere Pizzen erstanden, die wir mit an Bord nahmen und dort genüsslich mit einem Bier verspeisten.
Am Sonntag starteten wir dann Dragör die Zweite. Aber, um es nicht zu langweilig werden zu lassen, steuerten wir dieses Mal den alten Hafen an. Da wir nur wenige Meilen von Kopenhagen zurückzulegen hatten und diese auch mehr an uns vorbei flogen (es waren mal wieder 20 Knoten Wind...), waren wir auch schon nachmittags dort und zu unserer Freude hatte die Räucherei im Hafen noch offen. Auch fanden wir noch eine offene Konditorei. Da Frank und Doro mit ihrem Besuch auch nach Dragör wollten, kauften wir umfangreich Kuchen ein und luden uns damit direkt auf die Julius ein. Sie kam auch pünktlich zur Kaffee-Kränzchen-Zeit in den Hafen gelaufen. Damit wurde es wieder einmal ein sehr netter Nachmittag zu siebt an Bord der Julius. Ansonsten waren wir positiv überrascht von Dragör - hatte das Fischerdorf doch bei uns den Namen Rollator-City erhalten. Dem war zumindest am Sonntag nicht mehr so - das nette kleiner Fischerdorf mit seinen niedlichen kleinen Häusern war besucht von einem bunten Publikum jeden Alters. Auch sagt uns der alte Hafen wesentlich besser zu. Hier sind die Wege deutlich kürzer: Toiletten und Duschen sind um die Ecke, das Dorf und damit auch der Eisladen und der Bäcker sind in unmittelbarer Nähe und zudem kommt hier wieder ein oft verloren gegangener dänischer Hafenflair auf: die Fischer liegen direkt neben uns und sie kommen immer wieder mit Bergen von frischen Fisch in den Hafen eingelaufen. Schade, dass das Wetter nicht zum Grillen einlädt. So begnügen wir uns mit Räucherfisch - aber auch keine schlechte Alternative, wie wir finden.
Der Abend verlief bei uns dann recht unspektakulär: wir kochen eine leckere Chicken-Champignon-Pfanne mit Couscous, zum Nachtisch gibt es Marabou Premium Mousse au Chocolat und dazu wieder einige Seiten aus Wallander oder dem neuen Buch von Jussi Adler Olsen.
Da wir ja immer noch auf den "goldenen Oktober" hoffen, sind wir gespannt, was der 1. Oktober für Wetter bringt. Mmmh, schon morgens hören wir wieder das bekannte Geräusch... es pfeift im Rigg. Es ist müßig zu erwähnen, dass wir dieses Geräusch langsam aber sicher leid sind. Das passt noch nicht ganz zum goldenen Oktober, aber wenigstens ist es trocken und ab und an scheint die Sonne. Es kann also noch werden. Die Julius läuft vor uns aus dem Hafen aus mit dem Ziel Rodvig. Gleiches haben wir auch vor, doch wir warten noch darauf, dass der Wind weniger wird. 20 Knoten haben wir schon im Hafen und die kommen natürlich von vorne. Für uns geht es dann gegen 13 Uhr los. Wie erwartet bläst es noch ordentlich von vorne und ebenso haben wir mit kräftigem Strom zu kämpfen. In der ersten Stunde quälen wir uns ganze drei Seemeilen gen Süden, dann geht es aber mit Groß im zweiten Reff und Fock mit sechs Knoten gen Kogebucht. Wir müssen mal wieder Kreuzen, doch wir benötigen nur wenige Schläge. Der Wind geht runter, die Wellen werden kleiner, es regnet nicht - an sich ein ganz netter Segeltag. Nur den Strom würden wir gerne streichen. Die letzte Stunde müssen wir motoren - der Wind ist schwach, der Strom stark. Außerdem warten im Hafen Frank und Doro mit Besuch auf uns: sie haben Würstchen und Kartoffelsalat. Was für ein Traum. Anlegen und sich dann an den gedeckten Tisch setzen! Danke ihr Lieben!
Während es für Frank und Doro nun Richtung Warnemünde geht, geht es für uns eher Richtung Westen. Wir wollen den Bögestrom nehmen und im geschützten Wasser nach Kalvehave oder Vordingborg fahren. Den langfristigen Wetterbericht schauen wir uns lieber nicht an. Vermutlich haben wir im Smalandsfahrwasser Westwind, wenn wir nach Kerteminde wollen Nord bis Nordwestwind, usw. Aber das kennen wir ja schon....
Ansonsten ist die Stimmung an Bord gut - trotz Wind von vorne und Regen (heute ist es mal wieder grau in grau). Unsere Aktivitäten an Land werden allerdings ein wenig geringer. Wir sind doch ein wenig müde. Die Zeiten, in denen wir unter Deck einfach lesen oder quatschen, nehmen zu, die Zeiten, in denen wir einen Ort erkunden, nehmen deutlich ab. Dies mag am Wetter liegen oder daran, dass wir hier die meisten Orte und Häfen schon kennen. Vermutlich liegt es aber auch an der Fülle von Dingen, Städten und Sehenswürdigkeiten, die wir in den vergangenen sechs Monaten gesehen und kennengelernt haben - da setzt eine kleine Sightseeing- und Entdeckungsmüdigkeit ein. Doch wie wir von anderen Crews erfahren haben, die ebenfalls eine Ostseerunde hinter sich haben, scheinen wir nicht die einzigen mit diesem Phänomen zu sein...
